Dienstag, 23. September 2014

Feuerwerk der Endorphine

Nun ist es schon über eine Woche her, dass unser Adrian das Licht der Welt erblickt hat. Allerhöchste Eisenbahn, endlich mal schriftlich festzuhalten, wie sich das mit dem auf die Welt kommen so zugetragen hat.

Samstag, 13.9.2014:
Am frühen Morgen wachte ich mit Wehen auf, die mich nicht mehr schlafen ließen. Schon am Vorabend hatte ich bemerkt, dass die Senkwehen, die ich schon seit 2 Wochen hatte, sich irgendwie stärker und unangenehmer anfühlten. Doch sie waren unregelmäßig zw. 8 und 10min und ich konnte trotzdem erst einmal noch schlafen. Als ich schließlich nicht mehr schlafen konnte, las ich noch ein wenig mit meinem Handy im Internet und döste dann in den Wehenpausen so gut es ging vor mich hin. Dazwischen musste ich fast stündlich zur Toilette um Wasser zu lassen. Das kannte ich zuvor überhaupt nicht aus der Schwangerschaft. Normalerweise musste ich wenn überhaupt einmal pro Nacht raus. Aber die Wehen drückten am unangenehmsten, teils richtig stechend im Blasenbereich. War die Blase wieder leer, war es nicht schlimmer als Menstruationsschmerzen. So gegen halb 6 oder 6 Uhr schlief ich dann doch wieder ein. Steffen ließ mich am Morgen ausschlafen und kümmerte sich um Emmi.
Um ca. 9 Uhr kam ich dann zum Frühstück, wobei ich weiter unregelmäßige Wehen im 6-8min-Abstand hatte, die ich lieber veratmete als dabei weiter mit Emmi und Steffen zu reden. Steffen und ich fanden das ziemlich amüsant, und Emmi staunte nicht schlecht, dass ihre Mama da gelegentlich so lange und seltsam ausatmete. Wir sagten ihr, dass Mama Wehen habe (auch wenn sie den Sinn noch nicht verstand, so hatte die Sache doch nun zumindest einen Namen) und dass das Baby nun bald aus Mamas Bauch rauskommen wolle. Letzteren Gedanken kannte sie schon aus ihren zwei Geschwisterbüchern, die wir ihr im Laufe meiner Schwangerschaft geschenkt hatten.
Da die Wehen aber schon gesagt noch sehr unregelmäßig kamen und gingen (ich hatte Tage/Wochen zuvor schon mal Senkwehen im 4min-Abstand gehabt und die kamen wie nach der Uhr gestellt), und sich auch überhaupt nicht schlimm anfühlten, beschlossen wir, noch mal einen Spaziergang zum 15min entfernten Edeka zu machen. Zuvor kam natürlich der obligatorische Gang zur Toilette. "Was weg ist, ist weg." Und dann war plötzlich tatsächlich was "weg", bzw. auf dem Toilettenpapier: der Schleimpfropf, oder wie sich im Laufe des Tages herausstellen sollte, ein Teil des Schleimpfropfes. Ich wurde plötzlich euphorisch aufgeregt. Schon Tage zuvor hatte ich gerätselt, wie dieses "Ding" den aussehen könnte, und ob man das nicht übersehen könne. Bei Emilia unserer Großen, wurde damals ja vorher eingeleitet. Da hatte ich das alles nicht mitbekommen. Aber dieses Mal war es live und in Farbe, was sich da in meinem Körper abspielte. Alles stellte sich Schrittchen für Schrittchen auf die Geburt ein und damit war auch klar: es waren tatsächlich echte Wehen. Natürlich konnte es auch noch 2, 3 Tage dauern, bis es jetzt "richtig" losging, aber es tat sich was. Auch das nächtliche Wasserlassen schien damit zusammenzuhängen.
Noch auf der Toilette sitzend schrieb ich meiner Nachbarin, die im Fall der Fälle auch auf Emmi aufpassen sollte, falls es Steffens Eltern nicht rechtzeitig schaffen sollten. Wir brachten, bevor wir weiter zum Einkaufen gingen, noch schnell das Reisebett und Emmis Kindersitz vorsorglich zu ihr. Man konnte ja nie wissen ;-)
Auf dem Weg zu und im Edeka hatte ich weiterhin Wehen, aber beim Gehen waren sie noch viel besser erträglich als im Liegen in der Nacht zuvor. Der Tag plätscherte so vor sich hin. Ich machte noch mal ein Heublumendampfbad und am Nachmittag beschlossen wir Eis essen und auf den Spielplatz zu gehen. Die Wehen waren zwar nun schon stärker und im nun regelmäßigen 10min-Abstand und aber immer noch sehr gut zu veratmen. Auf dem Spielplatz trafen wir dann ein Pärchen mit einer Tochter, die vermutlich etwas älter war als Emmi, und im Kinderwagen ein kleines Baby. Wir kamen ins Gespräch und es folgten die üblichen Fragen: "Was wird es denn?" "Wie lange noch?" usw. Als ich erzählte, dass ich bereits 3 Tage über Termin sei, kam wieder die übliche, leicht mitleidige Verwunderung, die ich schon seit 1 1/2 Wochen um mich herum verspürte. 
"Und da hast du immer noch Geduld?"
Ähm, ja. Was bitte hätte ich denn tun sollen? Ohne triftigen Grund einleiten lassen? Nein, danke. 
Und als ich dann noch erzählte, dass ich bereits Wehen im 10min-Abstand hatte, war das Staunen noch größer. 
"Und da geht seid ihr noch hier?"
Ja, wo denn sonst?
Ich hingegen (und Steffen auch) sah das alles vollkommen gelassen. Das einzige was mich die letzten Tage beunruhigt hatte, war die Unruhe und Ungeduld der anderen, wovor ich mich einfach so gut wie möglich versuchte abzuschotten. Anrufe nahm meistens auch nur noch Steffen entgegen.
Das Kind würde mir schon nicht einfach "da unten rausfallen". Ein Handy und meine Kreißsaaltasche hatten wir für den "Notfall" immer dabei. Was bitte sollte also passieren?
Zuhause angekommen verlief der Tag weiterhin wie immer. Beim Fernsehen abends stoppte ich dann auch noch mal die Wehenabstände und war fast ein wenig enttäuscht, denn sie waren wieder sehr unregelmäßig und die Abstände im Schnitt fast 9min lang. 
Wir gingen schon um 10 ins Bett. Doch ich konnte beim besten Willen nicht einschlafen. Die Wehen waren doch zu präsent und ich musste mich aufs Veratmen und Entspannen konzentrieren. Ich versuchte ganz bewusst die HypnoBirthing-Techniken anzuwenden, kam im Liegen damit aber überhaupt nicht klar, weil es im Blasenbereich schon wieder so stach.

Sonntag, 14.9.2014:
Um ca. 1 Uhr stand ich schließlich auf und weckte Steffen sanft. Als er zu sich gekommen war, beratschlagten wir uns und beschlossen, dass wir Steffens Eltern anrufen, auf dass sie zu uns fahren. Selbst wenn sich später im Krankenhaus herausstellen sollte, dass es noch viel zu früh war, so konnten wir uns dort immer noch ins Familienzimmer einquartieren. Zumindest hatte ich nicht mehr diese doch latente Ungewissheit im Hinterkopf, ob das alles mit dem Babysitter für Emmi reibungslos klappt. Steffens Mama war sogar noch nicht mal eingeschlafen. Die beiden machten sich auf den Weg und wir setzten uns erst mal ins Wohnzimmer.
Ich machte es mir auf der Couch bequem. Ein Kissen im Lendenwirbelbereich, damit ich leicht nach hinten gelehnt sitzen konnte, ein Kissen im Nacken, die Beine lang, den linken Fuß auf dem Boden, den rechten auf einem niedrigen Hocker abgelegt und bis zur Hüfte mit einer Kuscheldecke zugedeckt. In dieser Haltung verbrachte ich an die 3 Stunden und veratmete Wehe um Wehe. Zwischendurch reichte mein Mann mir immer mal wieder meine Tasse Himbeerblättertee. Bei jeder Wehe merkte ich, welchen Einfluss meine An- oder Abwesenheit von Angst vor Schmerzen auf den tatsächlich empfundenen Schmerz hatte. Blendete ich diese Angst bzw. Abneigung komplett aus und akzeptierte es einfach (ändern konnte ich ja eh nichts daran) und konzentrierte mich ganz darauf, meinen Körper und ganz besonders meinen Beckenboden und meinen ganzen Unterleib zu entspannen, dann war da tatsächlich überhaupt kein Schmerz(!) sondern nur ein starker Druck nach unten. Ein unglaublich faszinierendes Gefühl. Ich kam mir fast ein wenig so vor, als wenn ich mich als Außenstehende selbst beobachtete. Schließlich war meine Entspannung so groß, dass ich in eine Art Trance verfiel und mich in einem Zustand wie kurz vor dem Einschlafen befand - immer noch gewahr der Dinge, die um mich herum passierten (Steffens Tippen auf dem iPad, das Ticken der Uhr) aber alles irgendwie weiter weg. Wie sehr hatte ich mir genau das gewünscht: die Eröffnungsphase der Geburt noch zuhause in vertrauter Umgebung erleben zu dürfen. Und nun war es Wirklichkeit und ich fühlte mich einfach nur wohl, und meine Vorfreude auf unseren Schatz stieg von Wehe zu Wehe.
Um halb 4, als ich bereits wieder "aufgewacht" war, kamen schließlich Steffens Eltern an. Die staunten nicht schlecht, als sie mich ruhig und entspannt und nur gelegentlich tief auf "fff" ausatmend in der Sofaecke sitzen sahen. (Mit der lautlosen HypnoBirthing-Atemtechnik kam ich nicht klar, und das fff-Ausatmen ist bei mir schon durch jahrzehntelange Gesangserfahrung intus.) Ich beschloss noch mal ein Heublumendampfbad zu nehmen und sagte Steffen, dass er danach dann dem Krankenwagen rufen könne. (Wir haben kein Auto und der Transport war ein vom Krankenhaus angepriesner, kostenloser Service.) Steffens Eltern sollten ruhig erst einmal wieder ins Bett gehen, denn unsere Große würde es am Morgen herzlich wenig interessieren, ob Oma und Opa geschlafen hatten oder nicht. ;-)
Als ich mit dem Dampfbad fertig waren, rief ich als allererstes noch einmal im Kreißsaal an. Beim Infoabend wurde nämlich gesagt, dass es ganz praktisch sei, wenn die diensthabenden Hebammen schon mal die Akte heraussuchen könnten. Da ein ausführliches Anmeldegespräch einige Wochen vor dem errechneten Termin für die übrigens rein hebammengeleiteten Geburt stattgefunden hatte, bei dem ich viele Wünsche und Ängste äußerte, die alle notiert worden waren, war diese Akte auch ziemlich wichtig.
Und wer meldete sich da im Kreißsaal? Die Nachsorgehebamme einer guten Freundin, die 6 Wochen vor mir eine Tochter im selben Krankenhaus zur Welt gebracht und auch schon einen 6 Wochen älteren Sohn als unsere Emmi hat. Und das Amüsanteste daran: Die Freundin hatte mir wenige Tage zuvor erst erzählt, dass sie ihrer Hebamme scherzhaft gesagt hatte, falls sie zufällig Dienst haben sollte, wenn ich dort auftauche, solle sie mich ja gut behandeln.
Anschließend rief Steffen bei der 19222 an. Dort meldete sich die Leitstelle in Hamburg, die aber nichts von einem sogenannten "Baby-Taxi" zu unserem Krankenhaus wussten. Mein Mann wurde weiter verbunden und gelangte dabei schließlich an die Notrufzentrale, also die 112, im Nachbarort. Der Mann am anderen Ende war nicht all zu erfreut darüber, dass wir nun unfreiwillig bei ihm gelandet waren, aber er meinte schließlich, dass wir ja nichts dazu könnten, ich Wehen hätte und wir ja nun mal jetzt einen Transport bräuchte. Er schicke einen Krankenwagen vorbei. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass meine Wehen zu dem Zeitpunkt im regelmäßigen 3 Min-Takt kamen? ;-)
Etwa eine Viertelstunde später, um halb 5 war der Krankenwagen da, und am Steuer saß genau der Rettungsassistent, der auch schon genau die 2 Male zuvor, an denen wir jemals einen Krankenwagen gebraucht hatten, am Steuer gesessen hatte. Wie schön, dass es dieses Mal einen erfreulichen Anlass gab.
Auf der Fahrt stellte mir der 2. Rettungsassistent unentwegt Fragen, während ich immer mal wieder meine Wehen veratmete und dabei seitlich liegend ganz schön durchgeschüttelt wurde. Grelles Licht schien von der Autodecke auf mich herab. Eine total seltsame Situation, aber ich sagte mir, dass wir ja bald da seien. Und was mir auch noch die ganze Zeit durch den Kopf ging war: "Hoffentlich denken die jetzt nicht, wenn ich hier so ruhig meine Wehen veratme, dass ich ein Hypochonder bin." Doch allein die Aussage, dass ich so durchgeschüttelt wurde, weil "der Kollege sich beeile" und die Frage, warum ich denn nicht bei 10 Minuten Wehenabstand bereits den Krankenwagen gerufen hätte, relativerten meine Befürchtung, nicht ernst genommen zu werden im Nachhinein betrachtet dann doch etwas

Wir kamen im Krankenhaus an, wurden von Anna begrüßt und ich wurde mit der Bahre bis in den CTG-Raum geschoben. Dort angekommen verabschiedeten wir uns vom Krankenwagenpersonal und ich ging erst mal alleine wieder zu Fuß fast zurück bis zur Eingangstür zur Toilette und von da wieder zurück in einen den Kreißsäle. Ich fand das ja sowas von übertrieben, dass ich da durch die Gegend geschoben wurde, aber gut: ein Liegendtransport bringt nun mal mehr Geld ein. ;-) Egal. Hauptsache, wir waren angekommen. Und meine Freude darüber, dass Anna Dienst hatte, war riesengroß. Sie war vermutlich etwa so alt wie ich und machte auf Anhieb einen sehr aufgeschlossenen, unkomplizierten, fröhlichen Eindruck. Und sie erinnerte sich natürlich auch an die Ankündigung meiner Freundin, dass da eventuell eine Anne auftauchen könne. Es war eine herrlich ungezwungene Stimmung und wir lachten sehr viel. Im Kreißsaal fragte mich Anna, ob es ok sei, wenn sie mal meinen Muttermund untersuche um zu sehen, "wie weit" wir denn seien. Darauf war ich selbst ehrlich gesagt gespannt wie ein Flitzebogen. Aber ich rechnete auf Grund der leidlichen, langwierigen Einleitungserfahrung bei Emilias Geburt und da ich ja bisher eigentlich noch praktisch keinerlei Schmerzen gehabt hatte, mit gar nichts, außer einem Einzug ins Familienzimmer auf der Wöchnerinnenstation und viel Wartezeit. Doch was Anna dann schmunzelnd sagte, ließ mich fast ausflippen vor Freude: "Tja Anne, ich würde sagen, das Schlimmste hast du schon geschafft. Der Muttermund ist jetzt bei 8 Zentimetern." Irre. Das konnte doch gar nicht sein? Was war denn daran bisher schlimm gewesen? Die Stimmung wurde immer ausgelassener und ich vergoss ein paar Freudentränen. Anna schloss mich derweil ans CTG an - mit Telemetrie, sodass ich mich frei bewegen konnte - und meinte: "Du wolltest doch eine Wassergeburt, oder? Ich lass dann schon mal derweil das Wasser in die Wanne ein." Unglaublich. Einfach nur unglaublich. Ich hatte damit gerechnet, dass es noch ewig dauern würde und nun durfte ich schon direkt in die Wanne. Aber im Hinterkopf arbeitete es trotzdem still, heimlich und leise weiter. "Wie lange durfte man noch mal so im Schnitt in der Wanne bleiben? Hoffentlich ist das jetzt nicht zu früh, sodass ich dann vorzeitig aus der Wanne muss." Ich war trotzdem komplett in einem Endorphinrausch. Die Wanne! Ich durfte tatsächlich in die Wanne - etwas, dass mir bei Emilias Geburt ganz plötzlich und ohne triftigen, medizinischen Grund unter den schmerzhaftesten Wehen der gesamten Geburt verwehrt worden war und mich stimmungsmäßig unglaublich runtergezogen hatte. Und diesen für mich persönlich riesengroßen Meilenstein hatte ich jetzt einfach mal so zwischen Einkaufen gehen, Eisessen und Heublumendampfbad geschafft.
Und was soll ich sagen, die Wanne war einfach himmlisch! Zwar war der Stöpsel am Tag zuvor erst mit der Wäsche verloren gegangen und ein Handtuch musste diesen jetzt ersetzen und waberte wie ein Gespenst neben mir unter Wasser umher, aber ich fand das alles nur noch um so lustiger. Die Wärme des Wassers jedenfalls tat super gut. Nach einer Weile wurde es mir allerdingsregelrecht heiß . Mir lief der Schweiß nur so von der Stirn. Aber da sowieso ständig Wasser aus der Wanne ablief, weil der improvisierte Stöpsel natürlich nicht komplett dicht hielt, ließ Steffen immer mal wieder kühleres Wasser einlaufen. Unterdessen veratmete ich weiter konzentriert, aber trotzdem entspannt und lächelnd meine Wehen und genoss die Vorfreude darauf, dass wir schon ganz bald unser 2. Kind in den Armen halten würden. Bis dahin hatte ich noch so überhaupt nicht damit gerechnet, dass das noch am selben Tag der Fall sein würde, aber so langsam wurde es mir immer bewusster. Und welche Ironie wieder einmal: bei selbigem Spielplatzbesuch mit schon erwähnter Freundin hatten wir herumgewitzelt, wann unser "Krümelchen" sich denn nun wohl auf den Weg machen würde. Ich meinte, dass der 14. doch ein sehr schönes Datum sei, weil unsere Große ja auch am 14. (November) geboren ist. Und meine Freundin entgegnete darauf nur schmunzelnd: "Ok. Also kommt euer Baby am 14.. Abgemacht! Das merke ich mir."
 
Dann passierte etwas, was ich so überhaupt nicht mit "eingeplant" hatte: Schichtwechsel! Dass ich daran nicht gedacht hatte! Ich merkte, wie meine euphorische Stimmung ein Stück gen Teppich der Tatsachen absackte. Die "neue" Hebamme machte jetzt zwar auch einen sympathischen Eindruck, aber ich kannte sie noch so überhaupt nicht, und ich hatte mich innerlich doch auch auf Anna eingestellt und gefreut. "Wie blöd von mir!" dachte ich, und versuchte mich wieder auf mein Inneres zu konzentrieren. Es musste ja nun mal weitergehen.
Die neue Hebamme namens Magda untersuchte noch einmal meinen Muttermund und schloss mich nach einer Weile noch einmal in der Wanne per Telemetrie ans CTG an, um zu schauen, oh es Baby gut ginge. Wieder einmal schlief unser Krümelchen, so wie es das auch schon die beiden Male bei der Routine-Kontrolle am errechneten Termin, sowie 2 Tage danach und auch beim 1. Geburts-CTG im Kreißsaal gemacht hatte. Jedes Mal musste die Hebamme meinen Bauch schütteln bzw. ich musste mich bewegen, damit Baby aufwacht. Aber jedes Mal war auch alles in bester Ordnung gewesen. Krümelchen war eben genauso tiefenentspannt wie seine Mama. ;-)
Dann bekam ich plötzlich einen Bärenhunger. Ich fragte Magda, ob sich um diese Uhrzeit (es war ja schon früh morgens) von irgendwo ein trockenes Brötchen auftreiben ließe. Da jedoch vermutlich durch den Schichtwechsel im Hintergrund noch einiges Organisatorisches ablief, was wir nicht mitbekamen, geriet dieser Wunsch zunächst wieder in Vergessenheit.

Beim Blick auf die CTG-Kurven dann schließlich eine Hiobsbotschaft: Magda meinte, dass wir die Fruchtblase öffnen müssten, weil Babies Herztöne unter den Wehen immer etwas absackten. Unterdessen hatte sie den Dopplerkopf bereits ganz tief unten an meinem Bauch angebracht und er drückte mir bei jeder Wehe unangehm auf meine Blase. Das störte mich ziemlich, aber ich nahm es hin. Was ich jedoch nicht hinnehmen wollte, war der Vorschlag, die Fruchtblase zu öffnen. Ich wollte doch dieses Mal eine komplett natürliche Geburt, solange es keinen wirklich triftigen, medizinischen Grund für einen Eingriff gab. Magda schlug vor, die 2. diensthabende Hebamme dazuzuholen, da sie ein Ablehnen eines vorgeschlagenen Eingriffs nicht alleine absegnen dürfe. Als sie wieder zurück in den Kreißsaal kam, brachte sie auch gleich ein reich gedecktes Frühstückstablett mit dem heiß ersehnten Brötchen mit. Und die zweite Hebamme war für mich ein bereits bekanntes Gesicht. Sie hatte die Kreißsaal-Infoveranstaltung geleitet, als ich Wochen zuvor vor der Entscheidung stand, in welchem Krankenhaus ich denn nun mein Baby zur Welt bringen möchte. Bei der Kreißsaal-Führung fand ich die Hebamme sehr sympathisch. Wie sie nun aber so neben der Wanne stand und in Anbetracht der ganzen verzwickten Situation wirkte sie plötzlich ernst und streng, besonders, als sie ebenfalls zu dem Schluss kam, dass die Fruchtblase nun geöffnet werden müsse. Auch auf die Nachfrage, ob es denn medizinisch wirklich notwendig wäre, blieb sie bei ihrem "Ja". Ich war hin- und hergerissen. Wenn es wirklich so unabdingbar wichtig war, wieso blieben dann alle weiterhin ruhig und abwartend? Und wieso hatte ich immer noch das sichere Gefühl, dass es meinem Baby gut ging und alles ok war? Täuschten mich jetzt plötzlich mein Mutterinstinkt, auf den ich mich die komplette Schwangerschaft hatte hundertprozent verlassen können - ausgerechnet zum Ende der Geburt? Andererseits wollte ich meinem Schatz natürlich auch keinen Schaden zufügen. Ich sah meinen Mann hilflos an und er deutete meinen Blick genau richtig. Er machte exakt das, was wir viele Male zuvor zuhause esprochen hatten: er war mein Anwalt, fragte nach und ließ sich alles ganz genau erklären.
In dieser Zeit machte ich das einzige, was mir in diesem ansatzweise verzweifelten Zustand einfiel: ich sprach zu meinem Baby in meinem Bauch, streichelte meine noch wunderschöne Kugel und sagte laut: "Hey Krümelchen, bald haben wir es geschafft. Bald können wir uns sehen. Dieses kleine Bisschen schaffen wir jetzt auch noch zusammen, ok?" Wieder kam eine Wehe, und was ich dabei spürte, war unglaublich. Die Wehe und der Druck nach unten waren plötzlich deutlich stärker als zuvor. Und ein Blick auf das CTG verriet auch warum: Krümelchen war aufgewacht! Die Herztöne waren wieder mustergültig. Ich fühlte so eine unbeschreibliche Verbundenheit zu meinem Baby, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann und dass mir beim Schreiben jetzt schon wieder die Tränen kullern. Der Mutterinstinkt ist definitiv kein Mythos. Daran habe ich bis dahin schon fest geglaubt, aber seit diesem Zeitpunkt weiß ich es (zumindest für mich persönlich) ganz sicher.

Kaum war die Gewissheit da, dass alles gut war, meldete sich mein Hunger wieder. Ich sagte, dass ich nun unbedingt noch eine Stärkung bräuchte, bevor es nun "richtig losginge". Steffen hielt mir also das Brötchen hin und ich biss noch einmal kräftig ab. Die nächste Wehe kam, und ich biss noch einmal ab. Mit der darauffolgenden Wehe passierte schließlich etwas, was so etwas wie die Bestätigung, gewissermaßen das Siegel dafür war, dass wir alles richtig gemacht hatte: mit einem für mich innerlich sehr deutlich spürbaren Ruck und "Knack" und einem fast explosionsartigen Schwall, der sogar das Wasser aus der Wanne herausschwappen ließ, platzte die Fruchtblase. Was für eine Naturgewalt! Das alles kam so plötzlich, dass ich mich richtig erschrak und mit meinem Atem für einen Moment völlig aus dem Rhytmus kam und fast hyperventilierte. Die Hebammen sagten etwas von "Laaange ausatmen" und Atemzug um Atemzug beruhigte ich mich wieder. Und dann war er plötzlich da, der Drang zu Pressen. Ich weiß, dass bei der Hypnobirthing-Technik nicht gepresst, sondern das Kind nach unten geatmet wird, doch ich konnte mir das auch schon beim Lesen des Buches überhaupt nicht vorstellen, wie man diesem Drang widerstehen kann. Als dann noch die Hebammen sagten, ich solle jetzt mitpressen und ich dieser unendlich großen Versuchung erlag, gab es schließlich kein Halten und kein Zurück mehr. Mit der nächsten Wehe war auch schon das Köpfchen sichtbar. Ich tastete danach, wie ich es auch bei Emmis Geburt getan hatte, und spürte weiche, schleimverschmierte, warme Haare. "Wieder so viele Haare, wie bei Emilia!" sagte ich halb lachend, halb außer Atem und mit ganz viel unbeschreiblicher Freude.

Diese letzte Phase der Geburt war die einzige für mich wirklich schmerzhafte, aber sie war nicht so schmerzhaft, dass ich mich davon völlig überrumpelt fühlte. Ich weiß nicht mehr ganz genau, wieviel Wehen ich pressen musste, aber ich und auch mein Mann schätzen, es waren nach dem Blasensprung nicht mehr als 3 oder 4, da war Krümelchens Köpfchen geboren. Ich streichelte unter Wasser die nun eindeutig fühlbare Haarpracht und rief euphorisch irgendetwas wie "Gleich ist unser Baby da. Gleich haben wir es geschafft." Im Augenwinkel sah ich, wie Magda mit beiden Händen im Wasser war und irgendetwas am Baby machte. Für einen ganz kurzen Moment war ich irritiert. Wollte sie jetzt bei der nächsten Wehe "mithelfen", die Schultern zu gebären? Bei den Nachbarn meiner Eltern hatte es eine Hebamme dabei "geschafft", so unglücklich an den Armen zu ziehen, dass der Sohn seitdem einen irreversibel gelähmten Arm hat. Ich schob dieses Horrorszenario schnell beseite, denn die nächste Wehe war schon auf dem Weg. Und dann war es so weit. Der Moment der Momente war tatsächlich da: Unser Krümelchen war geboren und wurde mir direkt auf die Brust gelegt. Die Hebammen schnitten mir den Gurt unter dem die CTG-Fühler geklemmt hatten durch und zogen ihn unter meinem Baby hervor, damit wir kompletten Hautkontakt haben konnten. Dann schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit der erlösende erste Schrei - noch etwas heiser, aber er wahr da. Ich streichelte die Haare, den Körper, beschnupperte und küsste den noch ganz glitischigen, nassen Kopf und verspürte ein Feuerwerk der Endorphine, wie ich es noch nie zuvor in meinem Leben erlebt hatte. Auch mein Mann streichelte unser kleines Wunder und wir bemerkten gleichzeitig die schon komplett rosige Haut. Emilia sah nach der Geburt schon wirklich super aus und hatte lediglich leicht bläuliche Händchen, aber dieser kleine Mensch sah aus, wie ein toppfittes, fertiges Baby, im Vergleich zu Emmi aber unglaublich zart und zerbrechlich - kein Wunder bei einer 4325g schweren Schwester. ;-)

Aber was war nun eigentlich los, als Magda kurz vor der Geburt der Schultern ihre Hände unter Wasser hatte? Sie hatte nichts anderes gemacht, als schnell die Nabelschnur, die sich einmal um den Hals unserer Krümelchens geschlungen hatte, abzuwickeln. Um mich jedoch nicht unnötig zu beunruhigen, hatte sie extra während der Geburt nichts dazu gesagt, sondern - in diesem Fall goldrichtig - einfach gemacht.

Schließlich kam Magda mit Klemme und Schere - wieder einmal so ein kurzer Schreckensmoment für mich. "Ist denn die Nabelschnur schon komplett auspulsiert?" fragte ich hastig. Bei Emilia ging das alles so blitzschnell, dass nicht mal mein Mann die Chance hatte, die Nabelschnur selbst durchzuschneiden, geschweige denn zuvor ein Veto einzulegen. Doch Magda fühlte noch einmal an der Nabelschnur und beruhigte mich: "Ja, kein Puls mehr." Sie setzte die Klemme und gab Steffen die Schere in die Hand. Ein kleiner Schnitt für die Menschheit, aber ein ganz großer für Mama und Papa.
Während das Wasser aus der Wanne abgelassen wurde und Steffen und ich noch mit Kuscheln beschäftigt waren, waren die Hebammen im Hintergrund bereits damit beschäftigt, die Formalitäten zu erledigen, was ich gar nicht richtig mitbekam. Und plötzlich stand DIE Frage im Raum, die uns 9 Monate zuvor ständig gestellt worden war: "Was ist es denn nun eigentlich?" Wir hatten uns ja überraschen lassen und fanden diese Frage die komplette Schwangerschaft über schon "unnötig". Hauptsache es wird ein gesundes Baby. Und ein wenig Überraschung ist bei einer zweiten Schwangeschaft ja auch nicht verkehrt. ;-) Trotzdem hatte ich mir schon den Moment ausgemalt, an dem der berühmte Satz "Herzlichen Glückwunsch, es ist ein..." fallen würde. Doch wie unwichtig das angesichts dieses Wunders war, dass sich da gerade ereignet hatte, wurde jetzt erst richtig deutlich. Eine der Hebammen hob schließlich kurzerhand den Popo des neuen Erdenbürgers hoch und löste das Rätsel: "Ein Junge! Es ist ein Junge!"
Wir hatten einen Jungen - erst eine Traumgeburt, dann auch noch Klischeefamilie pur. Ich hatte innerhalb der letzten 48 Stunden sämtliche Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke meines restlichen Lebens vorträglich bekommen. Und dass man dann doch nicht ganz frei von innerlichen, versteckten Erwartungshaltungen ist, wurde mir in diesem Moment bewusst. Ich hatte doch mehr, als ich es mir eingestanden hatte, mit einem Mädchen gerechnet, nicht aus dem Wunsch heraus, noch ein Mädchen "haben zu wollen" - im Gegenteil, die Klischeefamilienkonstellation erschien mir schon sehr verlockend ;-) - sondern schlichtweg deswegen, weil viele zuvor gemeint hatten, dass aufgrund dessen, dass meine Schwangerschaft physisch und psychisch so anders verlief, als die vorherige, es ein Junge sein müsse. Dieses Klischee konnte ich als auf- und abgeklärter Mensch so natürlich aus Prinzip nicht stehen lassen. Ganz zu Anfang hatte ich sogar selbst (grundlos) auf einen Jungen getippt. Aber da ich mir bei Emilia anfangs auch sooo sicher gewesen war, dass es ein Junge wird, sagte ich mir einfach: diese Mal wird es bestimmt wieder ein Mädchen. Unser Überraschungsbaby entpuppte sich für mich also als tatsächliche Überraschung. ;-)

Während wir immer noch völlig überwältigt waren von unserem zweiten Baby, wurden wir dann kurz wieder in die Realität zurückgeholt. Die Plazenta musste sich ja noch auf den Weg machen. Doch die hatte sich, ohne dass ich das Geringste davon mitbekommen hatte, in der Zwischenzeit von selbst gelöst und lag bereits am Gebärmutterausgang. Noch ein einzige Mal musste ich ganz leicht drücken und schon war sie da in ihrer ganzen Pracht. Und das Wörtchen "ganz" sollte in diesem Fall auch wirklich ernst genommen werden, denn mein Mann meinte im Nachhinein, dass der Mutterkuchen bei Emilias Geburt ganz anders ausgesehen hätte - irgendwie zerfetzt. Ich selbst hatte das alles gar nicht zu Gesicht bekommen, so schnell war sie auch schon im Müll verschwunden, dabei war ich so neugierig, wie dieses Ding, dass mein Baby da 9 Monate versorgt hatte, aussah. Deshalb rief ich dieses Mal auch gleich: "Kann ich sie bitte mal sehen?" Und so zeigte und erklärte uns Magda ausführlich, wie die Plazenta an der Gebärmutterwand gesessen hatte, dass sie innen mit einer Haut abgeschlossen war usw.. Es klingt vielleicht lächerlich, aber für mich war das ein weiterer wichtiger Schritt, mein Trauma der ersten Geburt zu verarbeiten und ein Stück auszugleichen.

Dann sollte ich aufstehen. Mein Mann nahm unseren Sohn in Empfang, der noch einmal in ein frisches, mollig warmes Tuch gewickelt wurde, und ich kam mir derweil vor wie ein gestrandeter Wal. Wenn man mehr als 2 Stunden fast schwerelos in einer riesigen Badewanne planschen darf und dann noch körperlich gesehen gerade einen Marathon gelaufen ist, irgendwie nicht verwunderlich. ;-)
Ich wurde mit einigen Handtüchern bedeckt und vorsichtig die paar Schritte in den Nachbarkreissaal geführt. Zuvor wurde mir schon eröffnet, dass ich wohl entlang der alten Dammschnittnaht gerissen sei und einen Scheidenriss hätte, die genäht werden müssten. Doch trotz allem durften Steffen und ich uns erst einmal auf das große Geburtsbett legen und wurden dann in Ruhe gelassen. Uns wurde ausgiebig Zeit gegeben um Adrian zu beschnuppern, zu befühlen und v.a. ihn zum ersten Mal meine Brust suchen zu lassen. Schon nach einer Viertelstunde trank er seine erste wertvolle Muttermilch. Ich war irgendwo in einem wunderschönen Traum, der immer wieder neue tolle Highlights für mich bereits hielt. Ich wurde nicht wie bei Emilias Geburt sofort erst mal genäht, sondern uns wurde Zeit zu dritt gegeben. Adrian durfte nicht wie Emilia erst 2h nach der Geburt zum ersten Mal an meine Brust, sondern innerhalb der ersten Stunde nachdem er das Licht der Welt erblickt hatte, als er noch wach und aufmerksam von all dem Adrenalin und den Enorphinen war, die Mamas Körper unter den Wehen so produziert und über die Nabelschnur an ihn weitergegeben hatte, damit auch er richtig bei seiner Geburt mithelfen konnte. Genau so hatte ich es mir gewünscht. Und so war es in diesem Krankenhaus sogar der Standard, weil ich mich dieses Mal für ein von der WHO als "babyfreundlich" zertifiziertes Krankenhaus entschieden hatte. Für mich definitiv die richtige Wahl! Ich war einfach nur überglücklich.
Doch ein letztes Mal musste ich dann doch noch zurück in die Realität. Ich weiß leider nicht mehr wann, aber nach einer ganzen Weile der Ruhe und des Kennenlernens kam schließlich eine sehr nette Ärztin in den Kreißsaal. Ich erklärte ihr sofort, dass ich eine Spritzenphobie und auch ziemlichen Bammel vor dem Nähen hätte und kam mir dabei total dämlich vor. Da hat man gerade eine Geburt hinter sich, und dann jammert man wegen ein paar kleiner Piekse herum. Doch die Ärztin war voller Verständnis und meinte, dass das ganz normal sei, dass man nach einer Geburt auch irgendwann mal genug habe. Ich solle mich melden, wenn es irgendwo zwickt. Sie würde dann sofort noch mal betäuben. Und da sie mich dann auch gleich noch in eine Gespräch verwickelte, war alles gar nicht so schlimm, wie es mir erst erschien.
Danach wurden wir noch einmal alleine gelassen, bevor schließlich Magda wieder in den Kreißsaal kam, um die Erstuntersuchung, den sogenannten Apgar-Test an Adrian vorzunehmen und ihn zum ersten Mal zu wiegen und zu messen. Währenddessen war Steffen die ganze Zeit bei ihm. Anziehen und wickeln durfte er ihn selbst. Und ich konnte alles vom Geburtsbett aus liegend beobachten und merkte nun das erste Mal, dass, auch wenn es eine vergleichsweise leichte Geburt gewesen war, mich nun doch die Müdigkeit übermannte.
Anschließend kümmerte sich Magda um mich, half mir beim Anziehen und Aufstehen und ich durfte mich in einen bequemen Rollstuhl setzen.
Mit einer riesen Portion Stolz in der Brust, dem kleinen 3410g schweren und 55cm großen Bündel namens Adrian Michael auf dem Arm und Steffen an meiner Seite wurde ich zum Fahrstuhl und schließlich in unser Familienzimmer geschoben. Ich muss dabei gegrinst haben wie ein Honigkuchenpferd.

"Ein Hoch auf das, was vor uns liegt
Dass es das Beste für uns gibt
Ein Hoch auf das, was uns vereint
Auf diese Zeit (Auf diese Zeit)
Ein Hoch auf uns (uns)
Auf dieses Leben
Auf den Moment
Der immer bleibt
Ein Hoch auf uns (uns)
Auf jetzt und ewig
Auf einen Tag
Unendlichkeit
Ein Hoch auf uns
Ein Feuerwerk aus Endorphinen
Ein Hoch auf uns
Ein Feuerwerk zieht durch die Welt
Ein Hoch auf uns
So viele Lichter sind geblieben
Auf uns"
 - Aus dem Song "Auf uns" von Andreas Bourani
(Quelle: http://www.songtexte.com/)





Herzlichen Dank an alle Beteiligten,
ganz besonders an meine Vor- und Nachsorgehebamme Elke, die mich immer wieder aufgebaut und daran erinnert hat "mal Omm zu machen", wenn meine Umwelt es dann doch geschafft hat, an meiner Tiefenentspanntheit zu rütteln, 
meine Schwiegereltern, die unsere Große betreut und uns wunderbar in den ersten Tagen unterstützt haben,
meine Eltern, die so sehr mitgefiebert und für uns gebetet haben, 
unsere Nachbarin Steffi, die immer ein offenes Ohr für mich hat, für den Fall der Fälle auch als Emmi-Sitterin bereit stand und die mich mit "ihrer" HypnoBirthing-Idee angesteckt hat,
der Hebamme Anna, die uns so herzlich und fröhlich empfangen und mir damit einen ganz großen Endorphinschub für die Geburt mit auf den Weg gegeben hat,
den Hebammen Magda und Astrid, die nicht einfach nur "gemacht" haben, sondern auf unsere Wünsche eingegangen sind und uns alles erklärt haben,
der diensthabenden Ärztin, deren Namen ich leider nicht mehr weiß (Schwangerschafts-/Stilldemenz ahoi!), die mir aber ein großes Stück Angst vor dem Nähen nehmen konnte,
den Kinderkrankenschwestern und Hebammen, die uns auf der Wöchnerinnenstation mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben,
und natürlich meinen Mann, meine große Liebe, mein Gefährte, Anwalt und Fels in der Brandung, ohne den dieses unvergessliche Erlebnis nicht Realität geworden wäre.

Von ganzem Herzen Danke!
 Zu HypnoBirthing:
Das Buch, mit dem ich "gearbeitet" habe, findet ihr hier, wobei ich mich nicht streng an die Übungen gehalten und auch nicht täglich zu einer festen Zeit geübt habe. Ich habe es einfach ganz entspannt und unverbindlich in meinen Alltag, mein Denken und mein Tun einfließen lassen und bin unter der Geburt super damit zurecht gekommen. Die gefürchtete, sonst so schmerzhafte "Übergangsphase" hatte ich übrigens überhaupt nicht.
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Mittwoch, 30. Juli 2014

C-A-F-F-E-E und politische Korrektheit am Frühstückstisch

Wie jeden Morgen saß ich auch heute mit meiner Tasse Kaffee beim Frühstück. Meine Tochter stellte fest: "Akkee" (Kaffee). Darauf hin forderte sie: "Emmi [auch]!". Da fiel mir plötzlich der alte Kanon wieder ein und ich begann zu singen:

"C-A-F-F-E-E, trink nicht so viel Kaffee.
Nichts für Kinder ist der Türkentrank,
schwächt die Nerven, macht dich blass und krank.
Sei doch kein Muselmann, der das nicht lassen kann."

Emilia fand es natürlich großartig - Musik am Frühstückstisch! "Ommaaal!", rief sie gleich. Mir hingegen fiel auf, dass der Text heutzutage ja nicht mehr gerade politisch korrekt ist.
Darf man dieses Lied noch guten Gewissens singen? Was, wenn das Kind es dann irgendwann mal in der Öffentlichkeit zum Besten gibt? Natürlich sang ich "Türkentrank" und "Muselmann" (von Muslim) überhaupt nicht mit diskriminierendem, gar rassistischem Hintergedanken, so, wie es vermutlich mal gemeint war. Aber das weiß ja keiner, der es aus dem Munde meiner Tochter hört. ;-) Da ich ein sehr friedliebender Mensch bin, recherchierte ich also ein wenig im Internet und wurde fündig. Unsere neue, politisch korrekte Version lautet jetzt einfach:

"C-A-F-F-E-E, trink nicht so viel Kaffee.
Nichts für Kinder ist der schwarze Trank,
schwächt die Nerven, macht dich blass und krank.
Trink lieber Milch und Saft, weil das viel' Kräfte schafft."

Emilia war es mit ihren 19 Monaten natürlich völlig egal, mit welchem Text ich das Lied sang. Hauptsache Mama macht Musik. Ein wenig muss ich mich zugegebenermaßen noch dran gewöhnen. Das ein oder andere Mal rutschte ich wieder in die alte Version. ;-) Aber zumindest kann ich so guten Gewissens diese, wie ich finde, wunderschöne Melodie an meine Kinder weitergeben.

Liebe Grüße, Eure Änny
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Montag, 28. Juli 2014

Pontius, Pilatus und das "Durchmüssen"

Sie tragen keine Waffen. Sie sind eigentlich sogar extrem harmoniebedürftig. Sie wollen doch einfach nur Hilfe. Trotzdem scheinen sie eine ganze Berufsgruppe in Angst und Schrecken zu versetzen, sobald sie auftauchen: Schwangere. Die Berufsgruppe? - Ärzte.

Es ist schon echt traurig, dass mein erster Blogpost nach so langer Pause nur auf Grund eines besch... Tages zustande kommt. Aber ich muss es einfach loswerden, weil ich es immer noch nicht fassen kann. Und weil ich das dumpfe Gefühl habe, dass ich nicht die Einzige bin.

Wie sich ja hier und da sicher schon herumgesprochen hat: ich bin zum 2. Mal schwanger und schiebe nun auch schon eine ganz ordentliche Kugel vor mir her. ;-) Mitte September ist es so weit. Dann sind wir zu viert. Der weniger erfreuliche Teil ist, dass mich zur Zeit teils wirklich heftige Rückenschmerzen im unteren Rücken plagen. Nachdem ich nun schon 2 Wochen mit Kirschkernkissen selbst herumgedoktert habe und mein Mann mich allabendlich massiert (natürlich mit vorheriger Einweisung meiner Hebamme) war heute morgen schließlich dann doch die Schmerzgrenze so weit erreicht, dass ich beschloss: ich muss zum Orthopäden - zu dem mich meine Hebamme im Übrigen sowieso schon geschickt hatte!

Doch bevor ich mich darum kümmern konnte, musste ich aber erst einmal bei der Krankenkasse anrufen und fragen, wo denn meine neue Karte bleibt, die ich vor 4 Wochen beantragt hatte. Meine alte, die auch noch keine Gesundheitskarte mit Foto war und die sowieso bald abgelaufen wäre, habe ich leider unauffindbar verlegt. Nachdem ich 3X nach jeweils 2 Minuten Warteschleife aus der Leitung geworfen wurde, klappte es dann doch endlich. Antwort der sichtlich unmotivierten Dame am anderen Ende der Leitung: "6 Wochen kann das schon dauern!" Die Frage nach Orthopäden in meiner Nähe, die sich mit Schwangeren auskennen, erübrigte sich auch. Danach könne sie in ihrem System nicht suchen. Also ließ ich mir zumindest noch alle "anderen" Orthopäden samt Telefonnummer und Adresse raussuchen, die für mich erreichbar sind, die ich aber zuvor eigentlich auch alle selbst schon im Internet ausfindig gemacht hatte. Egal. Die eigentliche Telefoniererei konnte beginnen. Zu diesem Zeitpunkt war meine 19 Monate alte Tochter allerdings schon alles andere als zufrieden mit der morgendlichen Situation. Die Telefonnummer der letzten Arztpraxis konnte ich vor lauter Geschrei auch nach der 3. Wiederholung nicht mehr verstehen. Wir verlagerten das Ganze auf die Terrasse. Der Ortswechsel versprach wenigstens kurzfristig etwas Linderung und Mama konnte weiter telefonieren.

1. Praxis: Urlaub. 
2. Praxis: "Wir nehmen keine Patienten mehr an." 
3. Praxis: geht nach 10 min immer noch keiner als Telefon. 
4. Praxis: Nach 3 Versuchen komme ich endlich durch, erkläre meine Beschwerden und sage, dass ich schwanger bin und auch ein Kleinkind "im Schlepptau" habe. 
"Sind sie Privatpatient?" 
"Nein. Gesetzlich versichert." 
"Wie lang haben sie die Beschwerden schon?" 
"2 Wochen." 
"Ok. Moment bitte. Ich schau mal nach einem Termin. --- Am 13.8. hätte ich noch was frei." 
"Das ist erst in über 2 Wochen. Dann steh ich ja schon kurz vor dem Geburtstermin! Und was soll ich bis dahin machen? Ich habe jetzt Schmerzen!" 
"Na was erwarten sie denn? Wir sind eine orthopädische Praxis. Einen früheren Termin werden sie sonst auch nirgendwo bekommen." 
Ich hab ihn gezwungenermaßen erst mal eintragen lassen. Besser den Spatz in der Hand... 

Dann versuchte ich es noch mal bei Praxis Nr. 3. Und sie da: endlich ein Lebenszeichen UND ich könne, wenn ich mich beeile, sofort vorbei kommen. Sie hätten noch bis 11 Uhr, also eine Viertelstunde, Sprechzeit. Verwundertes Kind in Windeseile eingepackt, die nötigsten Sachen zusammengekramt, noch mal zur Toilette und los - zu Fuß (wir haben kein Auto) und damit auch unter Schmerzen, aber egal. Es winkte ja Linderung und es war praktischerweise auch die einzige Praxis direkt in unserem Ort! 

Um 11 war ich da. Praxis brechend voll! Schlangestehen im Hechtsuppendurchzug - echt schlau bei Schmerzpatienten. 
Als ich dran war, erklärte ich gleich die Situation mit der Versichertenkarte. 
"Dann haben wir jetzt ein Problem. Wir können sie ohne Versicherungsnachweis nicht behandeln. Ich glaube ihnen die Geschichte, aber sie müssen das verstehen. Da könnte ja jeder kommen." Schließlich sollte ich mit meinem Handy bei meiner Geschäftsstelle anrufen und sagen, dass sie den Nachweis in die Praxis faxen. Ich war bereits sowas von genervt. Extra abgehetzt und dann so ein Theater! Wieder Telefonieren. Nachdem ich beim 1. Mal nach 2 Minuten wieder aus der Leitungs flog, weil keiner ans Telefon ging, war mir das Glück doch noch hold. "Das kann aber 20min dauern, bis ich zum Faxen komme."
Wieder zurück in der Praxis. Ich käme auf die Warteliste, sobald das Fax da sei. Ich fragte, wie lang ich denn dann noch warten müsse? "Mit 30-45 Minuten müssen sie schon rechnen." "Es ist halb 12 und ich habe ein totmüdes Kleinkind dabei, das dringend ins Bett muss. Das geht nicht!" 
Zack - da war der Punkt erreicht. Die blöden Schwangerschaftshormone und der vorausgegangene Vormittagsstress hatten gesiegt und die Rückenschmerzen mich vollends weich gekocht. Ich konnte nicht mehr und brach direkt am Empfang in Tränen aus. Ich sagte mit bebender Stimme, dass ich dann wohl leider direkt wieder nach Hause gehen müsse. Die Sprechstundenhilfe fragte mich, was ich mir denn vorgestellt habe? Das sei schließlich eine Sprechzeit ohne Termine. Ich meinte, dass ich genau deshalb extra angerufen hätte, und gesagt habe, dass ich mit Kleinkind kommen muss, und dass mir gesagt wurde, dass ich sofort vorbeikommen solle. Von langen Wartezeiten sei keine Rede gewesen. Es wurde nur gesagt, dass noch bis 11 Uhr Sprechzeit sei. "Wir sind ihnen hier wirklich schon sehr entgegen gekommen. Sie kommen ohne Karte und..." Ich fiel ihr unter Tränen ins Wort und stammelte irgendetwas wie "Tut mir Leid, aber es geht so leider trotzdem nicht..." Dann bin ich rausgegangen und hab mich erst mal vor der Praxis im Flur auf einen Stuhl gesetzt, geheult und meinem Mann eine Nachricht geschickt. Plötzlich kam eine ältere Dame auf mich zu und meinte in einem sehr freundlichen, sanften Ton: "Ach je, das tut mir so Leid für sie. Versuchen sie es doch noch mal. Wäre doch schade, wenn sie jetzt unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen und noch mal wiederkommen müssen. Vielleicht hält ihre Tochter ja noch etwas durch. Und die Dame am Empfang ist doch auch nur ein Mensch und nimmt sie bestimmt ein bisschen früher dran." Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Engel her. Ja, sie hatte Recht. Noch war Emilia zwar ein totmüdes, aber pflegeleichtes Kind. Ich rappelte mich noch einmal auf, ging wieder rein, sagte am Empfang Bescheid ("Achso, jetzt doch?") und setzte mich zu den anderen, die alle etwas betreten drein schauten.

Ich hatte mich gerade gesetzt, da kam eine Rollstuhlfahrerin vorbei und wollte durch den schmalen Durchgang, wo alle Wartenden saßen. Ein Wartezimmer in dem Sinne gab es nämlich nicht. Unser Kinderwagen stand im Weg. Ich versuchte ihn irgendwie zur Seite zu schieben und erwischte dabei ausgerechnet den dick geschwollenen Fuß meiner Sitznachbarin. Ich entschuldigte mich und war schon wieder vor lauter Scham einem erneuten Tränenausbruch nahe. Doch der Wagen stand immer noch im Weg. Der Rollstuhl (samt hochgelagertem Gipsbein der Fahrerin) blockierten nun auch noch zusätzlich meinen Weg. Und wie könnte es an diesem Tag anders sein: ich fahre natürlich der Dame erneut über den Fuß! Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken und brach dann tatsächlich wieder in Tränen aus. Mir tat das soooo Leid. Ich entschuldigte mich mehrfach. Aber zum Glück war sie mir nicht böse. Als ich dann endlich wieder saß und Emilia auch noch alle Register zog, was das "Niedlich und brav sein" betraf - habe ich schon mal erwähnt, dass ich meine Tochter sooo unglaublich doll liebe - bot sie uns sogar Gummibärchen an. 

Während ich mit meiner Tochter wartete und mit ihr die zum Glück noch schnell in die Wickeltasche geworfenen Bilderbücher anschaute, bekam ich zufällig ein Telefonat der Sprechstundenhilfe mit. Ein Satz blieb mir besonders im Gedächtnis: "Ich habe leider nur noch dann einen Termin frei. Wenn sie nicht bereit sind während ihrer Arbeitszeit hier herzukommen, dann scheint ihnen ihre Arbeit wohl wichtiger zu sein, als ihre Gesundheit."

Um 10 nach 12 wurde ich schließlich aufgerufen. Als die Ärztin nach weiteren 5 min in den Behandlungsraum kam, schilderte ich die Situation. Ich sagte, dass die Schmerzen ganz zu Beginn der Schwangerschaft meiner Meinung typische Ischiasbeschwerden gewesen seien. Die vergingen aber wieder. Aber nun strahle es nicht mehr so richtig ins Bein. Ich sagte, dass ich nicht wisse, ob es der Ischiasnerv oder "einfach nur" die Lendenwirbelsäule sei. Sie sagte, dass Rückenbeschwerden im unteren Rücken schwangerschaftstypisch seien, weil sich alles lockere. Das wolle man für die Geburt ja auch so. Machen könne man da nicht viel. Wärme, Paracetamol. Manuelle Therapie sei in der Schwangerschaft schwierig und andere Schmerzmittel seien sowieso tabu. "Ja, aber irgendwie muss ich die letzten Wochen doch noch überstehen." Am liebsten hätte ich dabei mit der Faust auf den Tisch gehauen. Und dann kam dieser berühmte Satz: "Tja, ich fürchte, da müssen sie jetzt einfach durch." Pause. "Nee, nee, so einfach gebe ich jetzt nicht kleinbei." dachte ich. Es konnte doch nun nicht ihr Ernst sein, dass meine Tochter und ich diesen ganzen sch... Vormittag auf uns genommen hatten, nur um nach 5 Minuten ohne auch nur irgendeine Untersuchung und damit auch ohne Diagnose wieder aus der Praxis geschickt zu werden!?
"Und was ist mit Taping? Das bieten sie hier laut ihrer Website doch an, oder?" "Ja, das kann schon helfen. Muss aber nicht." Pause. "Ja gut, aber machen können sie das, oder?" fragte ich. "Ja. Die Kosten von 15€ müssten sie allerdings privat tragen. Soll ich das dann jetzt machen?" "Ja, bitte!"
Ich fasse den Rest kurz zusammen. Sie tapte mich. Ohne vorherige Untersuchung. Ich hatte soooo einen Hals, als ich mich, nachdem ich die 15€ gezahlt hatte, auf den Heimweg machte. 

Die eigentliche Quittung aber zahlte Emilia. Sie kam 1 1/2 Stunden später ins Bett, als gewohnt, wachte aber zur selben Zeit wieder auf, wie sonst auch - schreiend und natürlich immer noch völlig übermüdet. Wir kuschelten den Nachmittag viel, aber die Augenringe am frühen Abend sprachen Bände, und so ging es extra 1/2h früher ins Bett als sonst. Wie ich sie kenne, werden wir davon aber vermutlich die kommenden 2 Tage noch was haben. So gut das für ein Kind ist, wenn es einen festen Rhytmus hat - und darauf legen mein Mann und ich nun mal sehr viel Wert - so unpraktisch ist es, wenn mal was Außerplanmäßiges passiert.

Ich werde nun mal versuchen, innerlich wieder etwas zur Ruhe zu kommen, nachdem ich das alles los geworden bin. 
Gute Nacht, ihr Lieben und liebe Grüße, Eure Änny


PS: Hab ich eigentlich schon mal erwähnt, dass mein Frauenarzt mich vor ein paar Wochen erpresst hat? Aber das ist eine andere Geschichte... vielleicht werde ich die auch noch irgendwann los. Für heute reichts mit dem Aufregen.
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Sonntag, 1. Juni 2014

Ännys franztastische Franzbrötchen

Ja, diese typisch hanseatische Frühstücksspezialität ist nichts für eine Diät, aber ohne ordentlich Butter und Zucker schmecken sie auch nicht. :-D Sie benötigen zwar etwas Vorbereitungszeit, das wiederum macht sie aber auch zu perfekten Mitbringsel-Kandidaten z.B. für einen leckeren Brunch bei Freunden. Einfach alles am Vorabend in Ruhe vorbereiten und die Teigrohlinge am Morgen ganz fix nur noch in den Ofen schieben und frisch backen. Macht garantiert Eindruck! ;-)



Man nehme:

Für den Teig:
500 g Mehl, plus etwas Mehl für die Arbeitsfläche
1 Würfel frische Hefe
250 ml Milch
70 g Zucker
70 g weiche Butter
1 Prise Salz
150 g kalte Butter

Für die Füllung:
160 g Zucker
150 g weiche Butter
2 gehäufte TL Zimt

Zubereitung:

100ml Milch lauwarm erwärmen, Hefe hineinbröseln, eine Prise Zucker hinzugeben und alles gut verrühren, bis sich die Hefe aufgelöst hat. Mehl in eine Schüssel sieben. (In meinem Fall, in die Schüssel der Küchenmaschine). Alles vermengen bis eine bröseliger Vorteig entstanden ist. Die Schüssel mit einem feuchten Küchentuch abdecken und den Teig 20 Minuten ruhen lassen.

Die restliche Milch lauwarm erwärmen und mit 70 g Zucker, der weichen Butter und Salz zum Vorteig geben und so lange Kneten, bis der Teig glatt ist, also nicht mehr klebt und sich von der Schüssel löst. Den Teig zu einer Kugel formen. Die Schüssel mit der Teigkugel wieder mit einem feuchten Küchentuch oder einem fest schließenden Deckel abdecken und den Teig 30 Minuten an einem warmen Ort ruhen lassen bzw. solange bis sich die Größe verdoppelt hat.

!Ännys Tipp!: Warmes (nicht heißes!) Wasser ins Spülbecken einlaufen lassen und die Schüssel in das warme Wasser stellen!

Die Arbeitsfläche mit Mehl bestäuben und den Teig etwas kleiner als die Backblechgröße gleichmäßig ausrollen. Dazu auch das Nudelholz mit wenig Mehl bestäuben/einreiben, damit der Teig nicht an ihr kleben bleibt und reißt.
Auch wenn Hefeteig ansich nur mit Ruhe gelingt, von nun an bitte zügig arbeiten.
Die Hälfte des Teiges mit dünnen, kalten Butterscheiben gleichmäßig belegen, und dabei zum Rand hin etwa einen guten Zentimeter Platz lassen. Die andere Teighälfte über die Butterseite klappen. Die Ränder rundherum mit den Zinken einer Gabel festdrücken. Den Teig mit der Butterfüllung behutsam auf Backblechgröße ausrollen. Sollte der Teig reißen oder/und kleben bleiben, das Loch verschließen und die entsprechende Stelle mit ein wenig Mehl bestäuben. Den Teig "gedanklich" dritteln und erst das eine äußere Drittel auf das mittlere Drittel und dann das andere äußere Drittel auf das mittlere Drittel klappen. Den Teig in Frischhaltefolie wickeln und 5 Minuten in den Kühlschrank legen. Danach den Teig noch einmal auf Backblechgröße ausrollen und die Prozedur (inkl. jeweils 5-minütigem Kühlen) noch weitere 3 Male wiederholen.


Die Zutaten für die Füllung gut miteinander mischen. Den Teig erneut auf Backblechgröße ausrollen - falls noch nicht geschehen - und gleichmäßig mit der Zimt-Zucker-Buttermischung bestreichen. Den Teig über eine der beiden langen Kanten aufrollen und 5cm breite Stücke von der Rolle abschneiden. Mit einem leicht bemehlten Holzkochlöffel parallel zum Schnitt der Rolle mittig die Rolle eindrücken sodass sich die schneckenförmig gerollten Seiten nach oben biegen.

Die Teigrohlinge über Nacht auf einem mit Backpapier belegten Teller/Backblech etc. gut mit Folie abgedeckt in den Kühlschrank stellen.

1/4 Stunde vor dem Backen 4 Teigrohlinge aus dem Kühlschrank nehmen und mit gleichmäßigem Abstand zueinander und zu den Blechrändern auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und mit einem feuchten Küchentuch zudecken. Den Ofen währenddessen auf 200°C (Ober-/Unterhitze) vorheizen. Die Franzbrötchen schließlich 15-20 Minuten backen. Sobald die ersten Franzbrötchen im Ofen sind, die nächsten 4 aus dem Kühlschrank nehmen und wie die ersten schon zum Aufwärmen auf einem Backblech platzieren.

Die Franzbrötchen sind fertig, wenn sie goldgelb sind. Dass der Zucker und die Butter auslaufen und um die Franzbrötchen herum karamelisieren, ist normal. Sobald der Karamell etwas abgekühlt ist, die Franzbrötchen zum Auskühlen vorsichtig auf ein Kuchengitter legen und möglichst frisch genießen.

!Ännys Tipp!: Der Karamell schmeckt übrigens prima zerbröselt über Vanilleeis! ;-)

Guten Appetit!
Eure Änny
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Dienstag, 15. April 2014

Pasta Primavera à la Sahnelinchen

Zutaten (für ca. 4 Portionen):
1 gelbe Zucchini (oder auch eine ganz "normale" grüne ;-))
1 Fenchelknolle
1 Zwiebel
1 Knobizehe
1 große Hand voll Cherrytomaten
Tomatenmark aus der Tube
gekörnte Gemüsebrühe
Basililkum, getrocknet & gerebelt
mittelscharfer Senf
Olivenöl
Zucker, Salz, Pfeffer
Nudeln

Zubereitung: 
Nudeln nach Packungsanleitung so zubereiten, dass sie mit der Soße oder kurz nach der Soße fertig sind.
Gemüse putzen und grob Würfeln (Zucchini ca. 1,5x1,5cm). Zwiebel putzen und fein würfeln. Knobi putzen und hauchfein würfeln oder durch eine Presse drücken. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen. Den Fenchel darin kurz anschwitzen und bei mittlerer Hitze 5 min abgedeckt glasig dünsten. Zucchini und Zwiebeln hinzugeben weitere 5 min dünsten. 2 EL Tomatenmark hinzufügen und kurz mit dem Gemüse zusammen anschwitzen. Mit so viel Wasser ablöschen und alles vermengen, dass eine "soßige" Konsistenz entsteht. Einen gestr. TL Senf, 1 gehäuften TL Brühe und 1 gestr. EL Basilikum hinzugeben. Alles weitere 10 min abgedeckt köcheln lassen. Währenddessen die Tomaten waschen und halbieren. Wenn der Fenchel weich aber noch mit etwas Biss durchgegart ist, die Tomaten hinzufügen und für etwa 5 Min bei schwacher Hitze in der Soße erwärmen. Mit Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken und zusammen mit den Nudeln servieren.
Guten Appetit und liebe Grüße,
Eure Änny
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Mittwoch, 8. Januar 2014

Feiertags- und Stricknachtrag.

Schwups, ist das Jahr 2013 um. Gerade bin ich dabei die ganzen Weihnachtssachen alle wieder im Haus zusammenzusuchen und zu verstauen, eine Arbeit, die ich wirklich nicht ausstehen kann. Dekorieren ist so viel schöner. Der Weihnachtsbaum ist schon am Sonntag rausgeflogen. Da konnte mein Mann mit unserer kleinen Emilia nachmittags schön einen Spaziergang machen, während ich den Baum abschmückte, ohne das zwei kleine Patschehändchen mir dazwischenfunkten. ;-) Mir ist jetzt erst aufgefallen, dass ich dieses Jahr gar kein schönes Foto von unserem Baum gemacht habe - ausgerechnet dieses Jahr, wo er doch wirklich ein Traum von einer Nordmanntanne war. Das hier ist das einzige, und ich habe es aus dem Sitzen vom Boden aus aufgenommen. Was man hier leider überhaupt nicht sieht: so einen gleichmäßig gewachsenen Baum hatten wir bisher noch nie. Ab jetzt liegt er schon traurig auf unserer Terrasse und wartet darauf, dass ich ihn zerschnippel, auf dass die Rosen ihren Winterschutz bekommen.

Die Weihnachtstage haben wir sehr geruhsam zu dritt verbracht. Das Christkind hat Emilia reich, aber mit Bedacht beschenkt. Es gab ein Fotoalbum, ein Bilderbuch über den Besuch im Zoo, einen Holzelefanten auf Rädern vom Stader Weihnachtsmarkt, die schon im letzten Post erwähnte Puppe Krümel und einen Bademantel von den einen und Geld für das Sparkonto und ein Buch über Feen von den anderen Großeeltern, ein Holzsteckspiel vom einen und eine Holzeisenbahn vom anderen Onkel. Das tollste Weihnachtsgeschenk war aber der Namenszettel, der außen an einem der Geschenke hing. Den wollte Emilia gar nicht mehr hergeben. :-D

Unterdessen habe ich über die freien Tage auch viel Zeit zum Stricken gehabt, da mein Mann die ganze Zeit Urlaub hatte und sich so ausgiebig um Emilia kümmern und mit ihr Spielen konnte.

Auf diese Weise sind über die letzten 2 Monate entstanden:

- zwei Rüschenschals (einer beige wie links abgebildet, einer schwarz)
für meine Mama und meine Schwiegermama
- eine Bommelmütze
- Socken für Emilia

- diverse kleinere "Projekte" wie Herzchen- oder Sternanhänger



- Mein Hauptprojekt von Ende November bis Weihnachten: Socken für meinen Mann

Und zwischen durch noch schnell:

 - Armstulpen für mich

- eine XXL-Beanie Mütze für mich



- ein Loopschal für mich

Ja, ich bin stricksüchtig, ich bekenne mich hier und jetzt öffentlich dazu. ;-) Allerdings hat die ganze Strickerei nun mit dem Einzug des Alltags wieder abrupt einen Dämpfer bekommen. Da Emmi bei Oma und Opa über Neujahr rund um die Uhr Unterhaltung hatte, ist sie davon natürlich noch ziemlich verwöhnt und quengelt viel, wenn nicht ständig Action ist. Ich ignoriere sie einen Großteil der Zeit, aber spätestens am Nachmittag funktioniert das dann nicht mehr. Es braucht einfach seine Zeit, bis sie wieder gewohnt ist, sich auch mal eine Weile selbst zu beschäftigen. Das wird schon, da bin ich mir sicher, aber nach solch einem nicht gerade stressfreien Tag habe ich zur Zeit abends kaum noch Lust zu stricken. Ich liege dann viel lieber faul auf der Couch und schaue fern. Heute abend werde ich mich dann aber doch endlich mal wieder aufraffen und die zweite meiner um Neujahr angefangenen Socken beginnen - ein Eigenentwurf, basierend auf einem Muster aus einem uralten Strickheft, dass schon meiner Oma gehörte.



Wenn ich nicht bald die zweite Socke anfange, befürchte ich, dass ich dieses Projekt ansonsten wieder ewig vor mir herschiebe. Außerdem habe ich bereits sooo viele tolle neue Ideen gesammelt und neue Wolle im Urlaub gekauft, die schon sehnlichst darauf wartet, gestrickt zu werden. ;-)

Liebe Grüße,

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